14. Juni 2020 – dpa
«Unteilbar»-Demo in Berlin
«Unteilbar»: Mehrere Tausend Menschen spannen «Band der Solidarität»
Demonstration des Bündnisses «Unteilbar» - Berlin, Foto: Kay Nietfeld/dpa
Mehrere Tausend Menschen haben in Berlin für eine solidarische Gesellschaft demonstriert. Eine neun Kilometer lange Menschenkette zog sich am Sonntagnachmittag vom Brandenburger Tor bis nach Neukölln. «Wir haben heute gezeigt, dass wir verbunden sind», sagte eine Sprecherin des Bündnisses «Unteilbar». Vom Brandenburger Tor aus bis auf die Karl-Marx-Straße spannten Teilnehmerinnen und Teilnehmer aller Altersgruppen ein «Band der Solidarität». Den bunten Stoff hielten sie in den Händen.
Vertreter der Veranstalter sprachen von mehr als 20 000 Teilnehmern in Berlin. Die Polizei kam bei einer Schätzung am Sonntagnachmittag dagegen auf etwa 8000 Menschen, gab aber an, dass danach noch weitere Menschen dazugekommen seien, und verwies auf die Zahlen des Versammlungsleiters. Angemeldet waren 5000 Teilnehmer, Innensenator Andreas Geisel (SPD) hatte aber schon im Vorfeld angekündigt, man sei auf bis zu 20 000 Menschen vorbereitet. Am Nachmittag erweiterten die Veranstalter die Strecke vom Hermannplatz in Neukölln bis auf die Karl-Marx-Straße. Auf manchen Abschnitten standen die Menschen parallel zueinander in mehreren Reihen.
Demonstration des Bündnisses «Unteilbar» - Berlin, Foto: Jörg Carstensen/dpa
Zahlreiche Initiativen und Gruppen wollten mit der Aktion ein Zeichen für eine antirassistische, soziale und klimagerechte Gesellschaft setzen. Manche der Teilnehmer hatten Schilder mitgebracht, die sie in die Höhe hielten oder sich um den Hals hängten. «Rassismus tötet», «Black Lives Matter», «Stoppt den Klimawandel, 100 Prozent erneuerbare Energien» oder «Mehr Geld für Bildung» war darauf zum Beispiel zu lesen. «Viele verschiedene inhaltliche Forderungen wurden sichtbar, für eine klimagerechte, soziale, antirassistische und geschlechtergerechte Gesellschaft», zog ein Sprecher des Bündnisses Bilanz.
Auch Berliner Politiker beteiligten sich. Bündnis 90/Die Grünen, SPD und die Linke hatten jeweils eigene Straßenabschnitte. Dort demonstrierten etwa Franziska Giffey und Raed Saleh gemeinsam, die beiden designierten SPD-Landesvorsitzenden. Auch der Juso-Vorsitzende Kevin Kühnert war dabei. Unter anderem Helin Evrim Sommer, parlamentarische Geschäftsführerin der Linken im Bundestag, und Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner teilten auf Twitter Fotos vom Protest.
Demonstration des Bündnisses «Unteilbar» - Berlin, Foto: Jörg Carstensen/dpa
Ein Priester, ein Rabbiner und ein Imam des interreligiösen «House of One» nahmen gemeinsam teil und luden zu einem stillen Gedenken für den bei einem Polizeieinsatz in den USA getöteten George Floyd ein.
Die Veranstalter hatten entlang der Strecke zahlreiche Lautsprecher aufgestellt, über die Reden zu hören waren. Zudem erinnerten sie die Teilnehmer daran, Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Der Gesichtsschutz und genügend Abstand zueinander waren Bedingungen dafür, dass die Versammlung stattfinden konnte. Etwa 170 Ordner achteten nach Angaben der Veranstalter zusätzlich auf die Einhaltung.
Zuvor hatten verschiedene Politiker, darunter Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne), daran appelliert, das in der Corona-Eindämmung Erreichte nicht aufs Spiel zu setzen.
Demonstration des Bündnisses «Unteilbar» - Berlin, Foto: Jörg Carstensen/dpa
Die Polizei zeigte sich mit der Umsetzung sehr zufrieden: «Es war durchweg positiv, das Hygienekonzept ist vollends aufgegangen. Die Menschen haben ihre Mund-Nase-Bedeckung getragen und haben auf Abstände geachtet. Es war vorbildlich», sagte Pressesprecher Thilo Cablitz. Wegen der langen Aufzugsstrecke seien etwa 1200 seiner Kollegen im Einsatz gewesen, auch um die Straßen für den Verkehr zu sperren.
Trotz der Disziplin kam an manchen Stellen bei schwülwarmem Wetter und lauter Musik auch Partystimmung auf. Am Hermannplatz etwa tanzten Menschen.
Bundesweit demonstrierten nach Angaben der Veranstalter am Sonntag in mehreren Städten Menschen für Solidarität. Zusätzlich konnten die Veranstaltungen und Redebeiträge in einem Livestream verfolgt werden.