05. Februar 2021 – dpa
Mit einem medialen Massen-Coming-out und einem Manifest im Magazin der «Süddeutschen Zeitung» wünschen sich 185 Schauspielerinnen und Schauspieler eine öffentliche Debatte über Queersein und Diversität. «Bisher konnten wir in unserem Beruf mit unserem Privatleben nicht offen umgehen, ohne dabei berufliche Konsequenzen zu fürchten», heißt es in dem Beitrag. Zu oft sei ihnen geraten worden, die eigene sexuelle Orientierung geheim zu halten. «Das ist jetzt vorbei.»
Zu den Unterzeichnern, die sich unter dem Motto «Wir sind hier und wir sind viele» als lesbisch, schwul, bisexuell, queer, nicht-binär oder trans* outen, gehören Karin Hanczewski, Eva Meckbach, Bettina Hoppe, Ulrich Matthes, Jaecki Schwarz, Maximilian Mundt, Mehmet Sözer, Godehard Giese, Mark Waschke, Niels Bormann, Rainer Sellien, Udo Samel und Mavie Hörbiger sowie Maren Kroymann, Ulrike Folkerts, Matthias Freihof, Georg Uecker, Jochen Schropp, Jannik Schümann, Pierre Sanoussi-Bliss und Gustav Peter Wöhler. Aus Medien und Politik gab es Anerkennung für die Aktion namens #Actout (auf Deutsch in etwa «etwas ausleben»).
ARD-Talkerin Anne Will twitterte: «Das ist stark». Aktivist und Filmemacher Rosa von Praunheim, der vor 30 Jahren Alfred Biolek und Hape Kerkeling in einer Talkshow gegen deren Willen outete, verlinkte den Artikel freudig bei Facebook mit der Regenbogenflagge.
Diversität sei in Deutschland längst gelebte Realität, schreiben die Künstler. Die Vielfalt der Gesellschaft solle auch in Film und Fernsehen abgebildet werden. Das Publikum sei bereit dafür. Die Erfahrungen der letzten Jahre etwa bei Streamingdiensten zeigten dies: «Es gibt weitaus mehr Geschichten und Perspektiven als nur die des heterosexuellen weißen Mittelstandes, die angeschaut und gefeiert werden.»
In einem Interview fordern sechs der 185 Unterzeichner ihre Branche und die Gesellschaft auf, Diversität noch stärker sichtbar zu machen. Sie kritisieren die Männer- und Frauenbilder, die in TV und Kino vermittelt werden. Lesbische Schauspielerinnen fürchteten, aus «dem Pool der für Männer begehrenswerten Frauen oder Frauenrollen» herauszufallen und nicht mehr besetzt zu werden, sagt die als Dresdner «Tatort»-Kommissarin bekannte Karin Hanczewski.
i.
Godehard Giese (obere Reihe, l-r), Ulrich Matthes und Mark Waschke + Ulrike Folkerts (untere Reihe, l-r), Karin Hanczewski und Maren Kroymann, Foto: dpa