18. Februar 2021 – dpa
Angebote über Mietendeckel-Niveau
Immoscout24: Viele Angebote in Berlin über Mietendeckel-Niveau
Rotes Rathaus und Wohnhäuser, Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa
Ein Großteil der inserierten Mietpreise auf dem Wohnungsportal Immoscout24 für Berlin liegen einer Untersuchung zufolge nach wie vor über dem zulässigen Niveau des Mietendeckels. «Im gesamten Berliner Stadtgebiet lagen im Januar 2021 nach Berechnungen von ImmoScout24 76 Prozent der neu inserierten Angebote über dem Mietendeckel», teilte die Plattform am Donnerstag mit.
Dies zeige aber lediglich die Tendenz, sagte ein Sprecher. So sei es durchaus möglich, dass es sich bei einigen der untersuchten Mietpreise in den Angeboten um sogenannten Schattenmieten handele. Diese gibt der Vermieter häufig an, um deutlich zu machen, welche Miete fällig wird, sollte der Mietendeckel vor dem Bundesverfassungsgericht keinen Bestand haben.
Immerhin: Auch wenn viele Angebotsmieten nach wie vor die gesetzliche Grenze überschritten, seien sie insgesamt seit dem Inkrafttreten des Mietendeckels vor rund einem Jahr im Schnitt um 7,8 Prozent gesunken. Alle Zahlen und Daten beziehen sich demnach ausschließlich auf solche neu inserierten Wohnungen, die auch vom Mietendeckelgesetz betroffen wären, also vor 2014 fertiggestellt wurden.
Wohnen in Berlin, Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa
Seit einem Jahr sind die Mieten in Berlin für rund 1,5 Millionen Wohnungen auf dem Stand von Juni 2019 gesetzlich eingefroren - zunächst auf fünf Jahre bis 2025 befristet. Von 2022 an ist lediglich ein Inflationsausgleich erlaubt, nach jetzigem Stand wären das 1,3 Prozent jährlich. Wird eine Wohnung wieder vermietet, muss sich der Vermieter an die zuletzt verlangte Miete halten sowie an Obergrenzen, die sich an Alter, Ausstattung und Lage der Wohnung bemessen.
Wohnungsunternehmen kritisieren das Gesetz heftig und klagen inzwischen auch vor dem Bundesverfassungsgericht. Immoscout24 zufolge ist das Angebot von Wohnungen, die unter den Mietendeckel fallen, seit dem Inkrafttreten des Gesetzes deutlich zurückgegangen - um fast 59 Prozent zwischen Oktober 2019 und Oktober 2020.
«Die hohe Zahl der Mietangebote, die über den Mietendeckelwerten liegen, verwundert nicht mehr», teilte am Donnerstag der Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, Reiner Wild, mit. Der Verein sehe sich in seiner Schätzung, dass 80 Prozent der Vermieter höhere Mieten verlangen, als es der Mietendeckel erlaube, bestätigt.
Der Verband der Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) kritisierte die Untersuchung der Plattform hingegen als undifferenziert. «Die Aussagekraft der Studie halten wir für fragwürdig», teilte BBU-Sprecher David Eberhart mit. Es «wurden offenkundig nach einem undifferenzierten Schema Feldangaben der Vermieter ausgewertet, ohne auf textliche Ergänzungsangaben eingehen zu können».
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