13. Dezember 2020 – dpa

Berliner Senat beschließt harten Lockdown

Berlin steht vor hartem Lockdown - viele Geschäfte und Schulen dicht... Die Maßnahmen im Überblick

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Coronavirus - Berlin, Foto: Jörg Carstensen/dpa

Zur Eindämmung der Corona-Pandemie wird das öffentliche Leben in Berlin gut eine Woche vor Weihnachten weitgehend heruntergefahren. Der rot-rot-grüne Senat beschloss am Sonntag einen harten Lockdown ab 16. Dezember mit der Schließung vieler Geschäfte und der Schulen, wie der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) mitteilte. Das soll zunächst bis 10. Januar gelten. Berlin setzt damit Beschlüsse um, auf die sich Bund und Länder zuvor bei einer Schalte mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) verständigt hatten.

HANDEL: Viele Geschäfte müssen schließen, etwa Friseure, Kosmetiksalons oder Läden für Kleidung. Ausgenommen sind der Lebensmitteleinzelhandel, Wochenmärkte für Lebensmittel, Apotheken, Sanitätshäuser und Drogerien. Optiker, Hörgeräteakustiker, Tankstellen, Kfz-Werkstätten, Fahrradwerkstätten und Banken dürfen ebenfalls öffnen.

SCHULEN: Die Schulen schließen ab Mittwoch, obwohl die Ferien erst am nächsten Wochenende beginnen. Vom 16. bis 18. Dezember sowie in der Woche vom 4. bis 8. Januar sollen die Schüler laut Bildungsverwaltung zu Hause lernen - angeleitet von den Lehrern, die an diesen Tagen trotz Schulschließung im Dienst sind. Dabei sollen digitale Lernformen zum Tragen kommen. Eine Notbetreuung in der Primarstufe - also für jüngere Schüler - soll im Hortbereich angeboten werden.

KITAS: Die Kitas werden nicht generell geschlossen. Dort soll nach Angaben der Bildungsverwalung eine «Notversorgung» aufrechterhalten werden für Eltern, die ihre Kinder nicht ohne weiteres zu Hause betreuen können. Allerdings fordert der Senat dringend alle Eltern auf, ihre Kinder wo immer möglich zu Hause zu lassen - um diese wie auch die Erzieher zu schützen, so Müller. Über Weihnachten und Silvester sind die Berliner Kitas ohnehin jedes Jahr zu.

KONTAKTBESCHRÄNKUNGEN: Die seit Wochen geltenden strengen Regeln für private Treffen - maximal fünf Personen aus maximal zwei Haushalten plus Kinder - greifen weiter. Ausnahme Weihnachten: Hier wird es kompliziert. Vom 24. bis 26. Dezember sollen sich fünf Personen aus fünf Haushalten treffen dürfen, plus Kinder bis zum Alter von 14 Jahren. In der Praxis kann die Zahl der Erwachsenen steigen: Denn der einladende Haushalt gilt laut Senatskanzlei als eine Person, selbst wenn er mehr Personen umfasst. Zum Vergleich: Bund und Länder hatten sich darauf geeinigt, Treffen mit vier über den eigenen Hausstand hinausgehenden Personen aus dem engsten Familienkreis zu erlauben zuzüglich Kinder im Alter bis 14 Jahren.

AUSGANGSBESCHRÄNKUNGEN: Laut Senatskanzlei sind die Menschen «angehalten», Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren und die eigene Wohnung nur aus triftigem Grund zu verlassen. Das können Einkäufe, Behördengänge, Arztbesuche, die Pflege von Angehörigen, Gassigehen mit dem Hund oder sportliche Aktivitäten sein.

SILVESTER: Silvester und Neujahr wird laut Bund-Länder-Beschluss ein bundesweites An- und Versammlungsverbot gelten. Zudem wird der Verkauf von Feuerwerk vor Silvester grundsätzlich verboten. Die rechtlichen Rahmenbedingungen hierfür regelt der Bund. Zudem gilt ein Feuerwerksverbot auf besonders belebten Plätzen, die die Kommunen festlegen sollen. Die Berliner Innenverwaltung hatte zwei Böller- Verbotszonen rund um die Pallasstraße in Schöneberg und am Alex angekündigt. Dabei soll es laut Senatskanzlei vorerst auch bleiben.

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Michael Müller (SPD), Berlins Regierender Bürgermeister, Foto: Christophe Gateau/dpa

Um die hohen Infektionszahlen in den Griff zu bekommen, gilt seit 2. November bereits bundesweit ein Teil-Lockdown mit der Schließung von Gaststätten, Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie Beschränkungen für private Kontakte. Nun folgen noch schärfere Maßnahmen.

Müller machte deutlich, dass es mangels durchschlagender Erfolge aus seiner Sicht keine andere Möglichkeit gibt. Ja, die neuen Maßnahmen brächten für viele Menschen neue Zumutungen mit sich. Aber: «Wir sehen, dass es mit einzelnen Schritten nicht mehr geht, sondern dass man Kontakte bundesweit herunterfahren muss», sagte er. «Letztendlich bleibt der Maßstab der Gesundheitsschutz.»

Natürlich sei mit den wohl bald startenden Impfungen die Hoffnung verbunden, wieder ein Stück Normalität zurückzugewinnen. «Aber es wird noch dauern, bis dann wirklich viele geschützt sind durch die Impfungen. Das bedeutet, wir müssen weiter achtsam sein, (...) wir müssen weiter Kontakte vermeiden.» Gleichwohl seien weiter «Dinge möglich», auch zu Weihnachten, sagte Müller. «Aber man muss auch nicht alles machen, was möglich ist.»

Der Berliner CDU-Vorsitzende Kai Wegner erklärte: «Das Coronavirus ist leider völlig außer Kontrolle.» Die Lage sei sehr ernst und erfordere entschlossenes Handeln. «Daher sind die heute getroffenen Maßnahmen zwar hart und überaus schmerzhaft, aber unausweichlich und konsequent.» FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja kritisierte das Vorgehen des Senats in sprach von chaotischem Krisenmanagement.

Berlins Wirtschaft mahnte flankierende Maßnahmen an. «Wenn die massiven Einschränkungen ihr Ziel erreichen sollen, müssen Politik in Bund und Land jetzt zum einen die Einhaltung der Regeln konsequent kontrollieren und bei Verstößen umgehend und streng sanktionieren», erklärte die Präsidentin der Industrie- und Handelskammer, Beatrice Kramm. Zum anderen benötigten betroffene Betriebe schnelle und unbürokratische Unterstützung.

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