Coronavirus: Auswirkungen in Berlin

Coronakrise: Berlin stellt öffentliches Leben nach und nach ein... Eine Übersicht!

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Coronavirus - Berlin, Foto: Jörg Carstensen/dpa

Im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus greift Berlin wie andere Bundesländer zu drastischen Maßnahmen und schränkt das öffentliche Leben stark ein. Der rot-rot-grüne Senat fasste dazu auf einer Sondersitzung am Freitag noch nie da gewesene Beschlüsse. Ziel ist es, das neuartige Virus einzudämmen. «Allen muss klar sein, wir haben hier eine Krise zu bewältigen, die sich nicht in den nächsten Tagen, wahrscheinlich auch nicht in den nächsten Wochen oder Monaten lösen lässt», sagte Regierungschef Michael Müller (SPD) und sprach von «einer gemeinsamen Kraftanstrengung».

Alle Veranstaltungen, die nicht dringend nötig seien, sollen eingeschränkt und verboten werden, so Müller. Ziel sei es, ein möglichst geringes Infektionsrisiko zu erreichen. Deshalb sei es so wichtig, soziale Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) appellierte an die Bürger, Solidarität zu zeigen, «indem sie Abstand zueinander halten». Dies sei «eine scheinbar paradoxe Sache». Doch den Schwächsten, Älteren und Menschen mit Vorerkrankungen helfe man am besten, «wenn soziale Kontakte so weit wie möglich gemieden werden».

Ein Überblick:

INFEKTIONEN: Inzwischen wurde das Virus laut Gesundheitsverwaltung bei knapp 160 Menschen nachgewiesen. 83 Männer und 74 Frauen in Berlin haben nach Angaben vom Freitag Sars-CoV-2. Bei einem weiteren Fall war das Geschlecht nicht bekannt. Acht Patienten werden in Kliniken behandelt. Alle anderen sind zu Hause isoliert.

SCHULEN: Von der kommenden Woche an machen die Schulen dicht. Ab Montag werden die Oberstufenzentren geschlossen, so Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). Ab Dienstag wird der Betrieb an den übrigen Schulen wie Grundschulen und Gymnasien eingestellt. Abschlussorientierte Prüfungen sollen aber stattfinden. Eine Notfallbetreuung für Kinder von Eltern im Gesundheitssystem, in Polizei und Feuerwehr solle organisiert werden.

Bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hieß es, die Abitur-Prüfungen seien ein Problem wegen ausfallender Unterrichtswochen. Eine Möglichkeit wäre, Prüfungen zu verschieben und die ausgefallenen Unterrichtswochen «hinten dran zu hängen».

Laut einem Schreiben der Bildungsverwaltung finden ab sofort auch keine Schülerfahrten, Exkursionen oder sonstige schulischen Veranstaltungen statt.

KITAS: Einrichtungen zur Kinder-Betreuung sollen ab Dienstag schließen, kündigte Senatorin Scheeres an. Es soll aber auch hier eine Notfallversorgung für Kinder bestimmter Berufsgruppen wie Feuerwehr und Polizei sichergestellt werden.

VERKEHR: Laut Verkehrssenat soll der öffentliche Nahverkehr - Busse und Bahnen der BVG und der S-Bahn - so lange wie möglich ohne Einschränkungen aufrechterhalten werden. Regierungschef Müller hatte zuvor jedoch von einer «Anpassung an den Bedarf» gesprochen.

Sonntagsfahrverbote für Lastwagen wurden bis 1. Juni aufgehoben, um die Versorgung der Bevölkerung sicher zu stellen.

SPORT: Berlins Schwimmbäder bleiben bis zum 19. April dicht. Die Maßnahme greife ab Samstag, teilten die Bäderbetriebe am Freitag mit. Unklar blieb zunächst, ob privat betriebene Sportstätten schließen sollen - etwa Fitness- oder Yogastudios.

Auch der Berliner Halbmarathon findet nicht statt. Am ersten April-Wochenende stand die 40. Jubiläums-Veranstaltung des Laufevents mit rund 34 000 Teilnehmern auf dem Programm. Der Lauf über 21,095 Kilometer gehört zu den größten Halbmarathons der Welt. Sportler aus mehr als 100 Nationen hatten sich ursprünglich angesagt. Ob das Laufevent später stattfinden kann, war noch offen. Ebenso wie mögliche Entschädigungen.

Die Spielzeit der 1. Volleyball-Bundesliga der Frauen und Männer wurde abgebrochen. Ursprünglich sollte die Hauptrunde noch mit Geisterspielen ohne Zuschauer abgeschlossen werden. Damit wird es in der Saison 2019/20 erstmals in der Bundesliga-Historie keine Meister geben. Die Berlin Volleys können ihren Meistertitel in diesem Jahr nicht verteidigen.

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Coronavirus - Berlin, Foto: Christoph Soeder/dpa

NACHTLEBEN: Clubs, Bars und Kneipen sollen Mitte nächster Woche geschlossen werden. Bei der Gastronomie solle der Bereich aufrechterhalten werden, der mit Essen der Versorgung diene. Die rechtlichen Grundlagen für diesen Schritt sollten demnach am Dienstag beschlossen werden. Viele Details waren also noch unklar. Am 20. April soll die Situation laut Müller neu bewertet werden.

Berlins berühmter Techno-Club Berghain hatte bereits bis zu dem Datum alle eigenen Veranstaltungen abgesagt. Die Ansteckungsgefahr soll gerade in vollen Clubs beim Tanzen, dichtem Stehen und lautem Reden besonders hoch sein. Unter anderem im Club «Trompete» im Stadtteil Tiergarten steckten sich an einem Abend zahlreiche Menschen an.

KULTUR: Während der Schließung von Museen, Theatern und Opernhäusern will der RBB möglichst viele Kulturangebote im Fernsehen zeigen und im Internet streamen. «Der RBB macht's» - unter diesem Motto sei die Übertragung von rund 15 Inszenierungen im Gespräch, teilte der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) mit. Die «Carmen»-Inszenierung aus der Staatsoper Unter den Linden mit Daniel Barenboim am Pult laufe am Samstag um 20.15 Uhr im RBB-Fernsehen. Der RBB wolle beitragen, dass das geistig-kulturelle Leben der Region nicht zum Erliegen komme.

In Berlin sollen alle Theater und Opernhäuser bis mindestens 19. April geschlossen bleiben. Auch in das Jüdische Museum, das Deutsche Historische Museum, das Alliierten Museum und das Museum für Film und Fernsehen können vorerst keine Besucher mehr kommen.

LEBENSMITTEL FÜR BEDÜRFTIGE: Die Tafeln schließen vorübergehend. 90 Prozent der rund 60 000 Ehrenamtlichen, die Spenden für bundesweit 1,6 Millionen Menschen ausgeben, gehöre zur Risikogruppe der Älteren und müsse geschützt werden, wurde mitgeteilt. Die Organisation rief zur Solidarität auf. Tafeln könnten Hilfe brauchen, um Lieferdienste einzurichten oder Lebensmittel in Tüten oder Pakete zu packen und unter freiem Himmel auszugeben. Es kämen derzeit auch weniger Spenden an.

POLITIK: «Wir lassen unser Parteileben ruhen», twitterte der Berliner Landesverband der SPD. «Alle Veranstaltungen, Wahlveranstaltungen und Sitzungen der Berliner #SPD werden abgesagt!». Das Kurt-Schumacher-Haus sei ab sofort für den Publikumsverkehr geschlossen.

Die Berliner Grünen sagten ihren Parteitag am 28. März ab. Der Landesvorstand beschloss, vorerst bis zum Ende der Osterferien alle nicht zwingend notwendigen Veranstaltungen abzusagen oder zu verschieben. «Es ist ein Akt der Solidarität mit den besonders gefährdeten Menschen in unserer Gesellschaft, jetzt alles Mögliche zur Eindämmung des Virus zu tun», hieß es.

KIRCHEN: Der Berliner Dom hat alle Konzerte, Lesungen und Vorträge bis zum 19. April aus dem Programm gestrichen. Für Gottesdienste, Andachten und Vespern solle das Gotteshaus aber offen bleiben, teilte Domprediger Michael Kösling mit. Abstandhalter in den Bankreihen weisen aber auf mehr räumliche Distanz hin. Ab diesem Sonntag (15. März) sollen die Gottesdienste aus dem Dom online übertragen werden. (13.03.2020, dpa)

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Coronavirus - Gesundheitsministerkonferenz, Foto: Kay Nietfeld/dpa

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Coronavirus-Hotline der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung (täglich von 8 bis 20 Uhr): (030) 90 28 28 28

Informationen der Senatsverwaltung für Gesundheit zum neuartigen Coronarvirus... »

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