08. Dezember 2020 – dpa
In der Corona-Krise sind in Deutschland Glühwein to go und Familientreffen zu Weihnachten ein heißes Thema geworden. Der Außerhausverkauf alkoholischer Getränke im Advent und der angedachte Regelbruch an den Festtagen beschäftigen weite Teile der Bevölkerung. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov vermisst mehr als die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland (53 Prozent) in diesem Jahr den Besuch von Weihnachtsmärkten, einer anderen Umfrage zufolge sind außerdem viele Menschen zu einem Corona-Regelbruch an den Feiertagen bereit - und das obwohl mehr als drei Viertel der Befragten die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie befürworten, wie die Studie im Auftrag der Universität der Bundeswehr München ergab.
Die Bereitschaft zum Regelbruch sei besonders dann gegeben, wenn Menschen die Regeln für übertrieben hielten oder sicher seien, dass nichts passieren könne. «Überdurchschnittlich viele Menschen glauben fälschlicherweise, dass sie eine Situation wie diese im Gegensatz zu anderen Menschen überdurchschnittlich gut einschätzen können - weshalb sie Verbote für andere Menschen gutheißen, sich selbst aber darüber hinwegsetzen», erläuterte Philipp Rauschnabel von der Professur für digitales Marketing und Medieninnovation an der Universität. «Zum anderen ist es sehr wahrscheinlich, dass mehr Menschen die Regeln missachten, wenn sie bemerken, dass andere Menschen das auch machen.» 42 Prozent sagten demnach, sie wollten sich unter Umständen über geltende Regeln hinwegsetzen.
Menschenansammlungen sollen schon zurzeit wegen Corona vermieden werden - doch Glühweinstände jenseits der abgesagten Weihnachtsmärkte bewegen das Land. In zahlreichen Städten nutzen Bars und Gastronomen ein Schlupfloch und bieten reihenweise Glühwein to go an. Der soll zwar nicht am Stand getrunken werden, dennoch entstehen Glühwein-Pulks und Schlangen. Gesundheitsexperten zeigen sich wenig begeistert. Immer mehr Kommunen gehen gegen den Verkauf vor, darunter auch Deutschlands zweitgrößte Stadt Hamburg.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), Foto: Frank Rumpenhorst/dpa