11. Dezember 2020 – dpa

Drei Wochen Lockdown?

Wenn Läden schließen und Kitas offen bleiben...

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Coronavirus - Berlin, Foto: Christoph Soeder/dpa

In Berlins Kliniken wird es eng. Die Lage in der Charité sei noch beherrschbar, aber sehr angespannt, lautet die Einschätzung von Vorstandschef Heyo K. Kroemer. «Wir sind schon sehr bald an der Grenze des Machbaren», sagte er am Donnerstagabend in den ARD-«Tagesthemen» mit Blick auf die Auslastung der Charité-Intensivbetten. Es sind Informationen wie diese, die Berlins Regierenden Bürgermeister Michael Müller beunruhigen. Der SPD-Politiker rechnet daher damit, dass sich die Bundesländer mit dem Bund auf einen dreiwöchigen harten Lockdown verständigen - möglicherweise schon am Sonntag. Beschlüsse für Berlin könnte der Senat dann am Dienstag fassen.

«Zwischen dem 20. Dezember und 10. Januar haben wir praktisch drei Wochen massiver Einschränkungen, die auch mit Sicherheit auch dazu führen werden, dass die Inzidenzen runtergehen», sagte Müller, der auch Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz ist, am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung «Markus Lanz». Der Senat plant, dass Geschäfte im Einzelhandel vorübergehend schließen müssen und die Schulen nach Weihnachten über die Ferien hinaus dicht bleiben.

Astrid-Sabine Busse vom Interessenverband Berliner Schulleitungen (IBS) hält das für richtig. «Ich bin immer die, die sagt, lasst die Schulen offen, gerade die Grundschulen, aber die Zahlen sprechen dagegen, dass wir Präsenzunterricht machen», sagte Busse am Freitag. «Gerade die Woche nach diesen Weihnachtsferien ist wichtig, denn trotz aller Aufrufe werden doch viele Menschen Weihnachten und Silvester zusammenkommen.» Dann werde es auch Ansteckungen geben. «Und damit wir die nicht sofort in die Schulen reintragen, ist das die einzige Möglichkeit im Moment», sagte die IBS-Vorsitzende.

Die Bildungsgewerkschaft GEW hat die Überlegungen des Berliner Senats, die Weihnachtsferien eine Woche später enden zu lassen, kritisiert. Sie fordert stattdessen, so schnell wie möglich mit einem Wechsel aus Unterricht in der Schule und digitalem Lernen zu Hause zu beginnen. «Wir haben uns immer für das Wechselmodell stark gemacht», sagte der Berliner GEW-Vorsitzende Tom Erdmann am Freitag. Das sei bereits für die kommende Woche vorstellbar.

Die Kitas in Berlin sollen jedenfalls offen bleiben. «Derzeit ist kein Lockdown des Kitasystems geplant», teilte die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie auf Anfrage mit. «Viele Kitas haben ohnehin während der Weihnachtstage und über Neujahr eine Schließzeit, die den Eltern schon bekannt ist.» Ansonsten gelte weiterhin der Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen mit den entsprechenden Hygienemaßnahmen.

Müller, in Berlin auch Wissenschaftssenator, sagte am Freitag, die Pandemie stelle aber auch Studierende weiter vor große Herausforderungen. «Wir wollen nicht, dass junge Menschen ihr Studium aufgeben, weil sie sich einen funktionsfähigen Laptop für Online-Seminare nicht leisten können oder ihre Einkommensquelle für den Lebensunterhalt weggebrochen ist», sagte Müller.

Der Senat unterstützt die Studierenden deshalb weiter: Die Hilfen würden um fünf Millionen Euro erhöht, teilte die Senatskanzlei mit. Drei Millionen Euro fließen in einen Technikfonds, der Studierende bei der Beschaffung von Laptops, Software und technischer Ausstattung für das digitale Studium unterstützt. Zwei Millionen Euro kommen in den Fonds, der Studenten in Not mit einem Corona-Zuschuss helfen soll.

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