09. Juni 2020 – dpa
Kita- und Schulöffnung: Kritik
Kitas und Schulen bald wieder im Normalbetrieb - Kritik von der GEW
Schulkinder, Foto: Arne Dedert/dpa
Berlins Kitas und nach den Sommerferien auch die Schulen kehren zum Normalbetrieb zurück. Viele Eltern dürfte das freuen. Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft findet an der Entscheidung des Senats auf Vorschlag von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) vom Dienstag allerdings einiges auszusetzen. Das Infektionsgeschehen in Berlin sei so, dass es nicht zu rechtfertigen wäre, die Schulen nicht weiter zu öffnen, sagte der Berliner GEW-Vorsitzende Tom Erdmann der Deutschen Presse-Agentur. Es sei deshalb richtig, über Lockerungen nachzudenken. «Frau Scheeres reagiert aber nur auf den Druck der Elternschaft. Sie verliert völlig die Beschäftigten aus dem Blick.»
Außerdem rate das Robert Koch-Institut noch nicht dazu, die Abstandsregeln fallen zu lassen, wie die Senatsentscheidung es vorsieht. «Das heißt, sie setzt sich über dessen Empfehlungen hinweg. Das ist fragwürdig», sagte Erdmann. Die Gefahr, Schulen in Berlin bei Infektionsfällen wieder schließen zu müssen, sei durchaus realistisch. Dafür habe die Senatorin keine ausreichenden Pläne vorgelegt.
Scheeres sagte am Dienstag, es gebe einen Plan B für den Fall, dass sich die Situation dramatisch verschlechtern sollte. Ein Zurück zur aktuellen Situation solle es dann nicht geben. Es sei vorgesehen, auch dann mindestens die Hälfte des Unterrichts in der Schule stattfinden zu lassen.
Öffnung von Kitas, Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa
«Wir hätten uns gewünscht, dass die Senatorin Vorsorge dafür trifft, dass der Online-Unterricht halbwegs funktioniert ohne die Startschwierigkeiten, die wir jetzt erlebt haben», sagte der GEW-Vorsitzende. Nötig sei unter anderem eine Strategie, wie Lehrkräfte mit Technik ausgestattet werden können, die kompatibel sei mit dem, was die Schüler benutzten. «Bisher machen die Lehrkräfte alles mit eigenen Geräten», sagte Erdmann. Die Bildungssenatorin habe es noch nicht einmal geschafft, dass sie eine dienstliche E-Mail-Adresse erhielten.
Der Normalbetrieb an den Berliner Schulen ist für alle Schularten und Jahrgangsstufen das Ziel, wie die Bildungssenatorin am Dienstag erklärte: «Wir wollen nach den Sommerferien in den Vollbetrieb gehen», sagte Scheeres. «Das ist nur möglich, wenn wir die 1,5-Meter-Regel fallen lassen.» Damit müssten Klassen künftig nicht mehr in zwei oder drei Gruppen geteilt werden, um den bisher vorgeschriebenen Abstand einhalten zu können. Voraussetzung für die Pläne ist, dass die Infektionen auf niedrigem Niveau bleiben.
Die Kitas kehren schon ab kommender Woche zum Normalbetrieb zurück. «Ab dem 15. Juni beginnt der Prozess der Rückkehr in den Regelbetrieb», kündigte Scheeres an. Ab dem 22. Juni soll es wieder einen vollen Betreuungsanspruch für Kinder und auch Früh- und Spätdienste geben.
Elternorganisationen wie Kitakrise Berlin sind skeptisch, ob genügend Personal für die Rückkehr zum Normalbetrieb zur Verfügung steht. Scheeres sagte dazu: «Wir gehen davon aus, dass wir zum 1. August ein stabiles Kitasystem haben». Sollte es Engpässe geben, sollten in Absprache mit der Kita-Aufsicht individuelle Lösungen gefunden werden.