19. Februar 2021 – dpa
Berlins stagnierende Einwohnerzahl hat aus Expertensicht nicht automatisch positive Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt. Ricarda Pätzold vom Deutschen Institut für Urbanistik in Berlin rechnet nicht damit, dass er sich allein dadurch entspannt. Berlin war 2020 - anders als in den Vorjahren - um weniger als 500 Einwohner gewachsen. Es könne aber sein, dass das Zuzugsniveau unterm Strich niedriger bleibe als bisher, sagte Pätzold. Die Abwanderung ins Umland habe zugenommen. «Das sind vor allem Familien, die unter anderem wegen der Mietpreise wegziehen», sagte Pätzold. «Deswegen haben die Umlandgemeinden viele Berliner dazu gewonnen.»
Hier sieht die Wissenschaftlerin durchaus Handlungsbedarf: «Wenn man sich nur mit Zwischendecken und geteilten Zimmern behelfen kann, ist das schon ein Grund für städtische Wohnungspolitik, etwas zu tun und denen, die als Familien hierbleiben wollen, die Möglichkeit auch zu eröffnen.»
Dass sich durch die Erfahrung mit dem Arbeiten im Homeoffice während der Corona-Pandemie langfristig deutliche Veränderungen für den Berliner Wohnungsmarkt ergeben, bezweifelt Pätzold. «Es gibt die Tendenz, dass mit der Arbeit im Homeoffice die Entfernungstoleranz noch höher wird.» Wer per schnellem Internet gut angebunden ist, könne auch weiter weg von der Stadt wohnen. Aber als großen Trend sieht die Wissenschaftlerin das nicht: «Der Anteil der homeofficetauglichen Beschäftigung sollte nicht überschätzt werden.»
Rotes Rathaus und Wohnhäuser, Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa