Kinotipp
Der geheime Roman des Monsieur Pick
Die Tragikomödie erzählt die Geschichte über ein literarisches Meisterwerk und die wahnwitzige Suche nach dessen Autor
Die Bewertung von Hans-Ulrich Pönack:
4 PÖNIS
Eine Filmperle mit fröhlicher Klugheit
Der Trailer:
Der geheime Roman des Monsieur Pick
Genre: Drama/Komödie
Produktion: Belgien/Frankreich 2019
Laufzeit: 101 Minuten
FSK: Freigegeben ohne Altersbeschränkung
Regie: Rémi Bezançon
Darsteller: Fabrice Luchini, Camille Cottin, Alice Isaaz
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Kinostart: 26.12.2019
Pönis Filmkritik anhören:
25.01.2020
Der geheime Roman des Monsieur Pick
Kinoexperte Hans-Ulrich Pönack über den Film «Der geheime Roman des Monsieur Pick»...
Zum Film:
Auf einer Insel in der Bretagne liegt die geheimnisvolle Bibliothek der zurückgewiesenen Bücher. Hier entdeckt die junge Verlegerin Daphné ein großartiges Manuskript und beschließt, es zu publizieren. Der Roman wird sofort zum Bestseller. Doch der Autor Henri Pick, ein bretonischer Pizzabäcker, ist seit zwei Jahren tot. Seine Witwe kann sich nicht erinnern, ihn jemals schreiben gesehen zu haben – außer wenn es um den Einkaufszettel ging.
Der berühmte Literaturkritiker Jean-Michel ist überzeugt, dass Betrüger am Werk sind. Er macht es sich zur Aufgabe, ans Tageslicht zu bringen, wer den Roman wirklich geschrieben hat. Um nichts weniger geht es ihm als die Verteidigung der Literatur. Zwischen Pizzateig und Paradoxa begibt sich Jean-Michel auf Spurensuche. Doch sein detektivischer Eifer bleibt nicht folgenlos. Hier, an diesem kuriosen Ort der unerzählten Geschichten, geraten nicht nur die gewohnten Rollen von Autor und Leser in Schieflage, sondern auch die Selbstsicherheit des Kritikers. Jean-Michel kommt dem Geheimnis immer näher – bis er einen Skandal provoziert, der ganz Paris erschüttert. (Neue Visionen Filmverleih)
Hans-Ulrich Pönack über den Film:
(...) Der 1971 in Paris geborene RÉMI BEZANCON fand im April 2009 mit seinem zweiten Spielfilm auch bei uns viel Beachtung und Zuspruch: „C´est la vie – So sind wir, so ist das Leben“ war ein formidables filmisches Fotoalbum einer fünfköpfigen französischen Familie. 2011 folgte der zauberhafte Animations-Streich „Die Abenteuer der kleinen Giraffe Zarafa“, mit dem Rémi Bezancon 2012 im „Generation Kplus“-Wettbewerb der Berlinale vertreten war. Film 3 von ihm ist auch (sehr) gelungen.
Motto: Ein Kritiker ist ein Kritiker, ist ein KRITIKER! Jean-Michel Rouche ist solch ein mächtiger wie eitler KRITIKER. Im französischen Fernsehen. Wo er über DIE LITERATUR befindet. Seine Worte, sein Urteil, haben Gewicht. Deshalb – als er eines Tages DAVON hört, ist er empört. Geradezu aufgebracht. DAS darf doch, nein, dass kann einfach nicht wahr sein. Aber: der Reihe nach.
Auf der landschaftlich wunderschön wie sehr entlegen gelegenen Halbinsel Crozon in der Bretagne existiert eine „merkwürdige“ Bibliothek. Eine BIBLIOTHEK DER ZURÜCKGEWIESENEN ROMANE. Hier werden unzählige Manuskripte von Autoren aufbewahrt, gelagert, deren „Werke“ von Verlagen NICHT angenommen wurden. Abgelehnt wurden. Von „Masturbation und Sushi“ bis zu „Kaviar für die Mutigen“. Doch dann spielt der Zufall eine phantastische Rolle. Als die junge Verlegerin Daphné Despero hier herumschnüffelt und auf ein, wie sie sofort erkennt, spektakuläres Roman-Manuskript stößt. Das sie umgehend unter dem Titel „Die letzten Stunden einer großen Liebe“ veröffentlicht. Fortan ist das Literatur-Frankreich nicht mehr dasselbe wie zuvor, der Roman mutiert zu einem triumphalen Erfolg. Das ganze Land taumelt, also befindet sich: in einem literarischen Fieber-Zustand. Und will natürlich nur eines wissen: Wer, bitte schön, ist dieser Autor, der Verfasser des Romans? Wer ist dieser „Debütant“ Henri Pick? Und es stellt sich heraus – dieser Monsieur Henri Pick ist, das heißt war niemand anderes als der vor einiger Zeit verstorbene Pizza-Bäcker aus dieser kleinen bretonischen Gemeinde. Von dem es heißt, er hätte – eigentlich – nie etwas mit Literatur am Hut gehabt.
Der Besserwisser Jean-Michel ist a) verärgert, über diesen Riesen-Hype, der sich um diesen Roman entwickelt hat, und b) wittert er den großen Betrug. Also macht er sich, gegen zahlreiche Widerstände, schließlich mögen die Menschen „wahre Märchen“, auf die Spuren nach diesem toten wie geheimnisvollen Bestseller-Autoren und Pizza-Bäckers, Monsieur Pick. Und was er bei seinem aufwendigen Kreuzzug dabei erlebt, ist ebenso amüsant wie kriminalistisch angehaucht von Agatha Christie. Mit vielen hübschen Pointen versehen. Und einigen listigen Überraschungen. In seinem Schlepptau: Die alleinlebende Joséphine (CAMILLE COTTIN), die eigenwillige Tochter von Henri Pick, die ihren Sohn „Melville“ taufen ließ und mal Kontrahentin, mal Verbündete für Jean-Michel ist. Und dafür sorgt, dass der Literatur-Papst von seinem hohen Eitel-Sockel immer mehr heruntersteigen muss.
Eine Film-PERLE! Mit fröhlicher Klugheit wird von der Liebe zu Büchern erzählt und auch davon, wie diese – von nüchtern bis euphorisch – heutzutage verwertet werden. Mit liebevollem, hintergründigem Charme-Humor verwickelt uns der Autoren-Regisseur Rémi Bezancon in ein abenteuerliches Versteckspiel voller Finten und Wendungen. Mit einem einmal mehr formidablen französischen Bühnen- und Kino-Star FABRICE LUCHINI (zuletzt: „Die feine Gesellschaft“; davor: „Das zweite Leben des Monsieur Alain“) in der detektivischen Hauptrolle.
„DER GEHEIME ROMAN DES MONSIEUR PICK“: Ein sympathischer, warmherziger, köstlich unterhaltsamer neuer französischer Film.
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