23. Oktober 2023 – dpa
Der Oktober ist normalerweise Hochsaison für Pilzsammler. Steinpilze, Pfifferlinge und Maronen sind aber von den richtigen Wetterbedingungen abhängig. Feucht und nicht zu kalt muss es sein, damit die Pilze ihre Fruchtkörper über die Erdoberfläche nach oben schieben. Weil es in den vergangenen Wochen in Berlin und Brandenburg schon wieder sehr trocken war, hat sich die Saison laut Experten nach hinten verschoben. Das macht sich auch in der Lausitz bei den Pilzen bemerkbar. Der trockene Sommer hinterlässt keine optimalen Bedingungen, auch der August mit seinem Starkregen konnte es nicht mehr rausreißen. «Das Wasser hält sich nicht in unserem Sandboden, und durch den Tagebau ist das Grundwasser zusätzlich abgesenkt», erklärt der Pilzsachverständige Lutz Helbig. Eine regelmäßige Durchfeuchtung der Böden wäre gut.
Butterpilze, Butter-Rüblinge und Perlpilze
Nachdem es im Januar und Februar eine Schwemme von Austernseitlingen gegeben habe und der Sommer eher eine Durststrecke war, brachte der Regen im Spätsommer eine Schwemme der Falschen Rotkappe. Helbig erklärt, welche essbaren Arten demnächst zu finden sind: Butterpilze, Butter-Rüblinge und Perlpilze - wobei Letztere leicht mit den giftigen Pantherpilzen zu verwechseln seien. Pilze unterscheiden sich bezüglich ihrer Ernährung in mehrere Gruppen: zum Beispiel Zersetzer oder symbiotisch lebende Arten, Mykorrhiza genannt. Während Zersetzer wie Champignons schwaches oder totes organisches Material abbauen, gehen andere eine Symbiose mit ihrem Wirt ein. Dann liefert der Pilz dem Baum etwa Wasser und Mineralien - und der wiederum versorgt den Pilz mit Nährstoffen. Diesen Pilzen macht der Klimawandel und die Trockenheit doppelt zu schaffen, denn, so Helbig: «Geht es den Bäumen schlecht, geht es auch den Partnerpilzen schlecht.»
Moderate Kälte macht den Pilzen nichts aus
Dass gerade die Temperaturen stark sinken, macht den Pilzen im Wald jedoch nichts aus, wie der Pilzexperte sagt. Sogar leichten Luftfrost können sie ertragen. Erst wenn es über längere Zeit friert, lassen sie sich nicht mehr blicken. Dennoch ist auch hier Vorsicht geboten. Angefrorene Pilze, die schon beginnen zu verderben, sollten nicht mehr gegessen werden. Helbig warnt hier vor «unechten» Pilzvergiftungen, also Lebensmittelvergiftungen, die entstehen, weil der Pilz schlecht war, und nicht, weil er von sich aus giftig war. Generell gelte, «beim leisesten Zweifel den Pilz stehen zu lassen». Sollten sich Pilzsammler doch mal für ein nicht zu bestimmendes Fundstück interessieren, rät der Pilzsachverständige den Pilz in Zeitungspapier einzuwickeln und separat von den gesammelten Esspilzen zu transportieren. Es sei möglich, dass der potenziell giftige Pilz seine Sporen auf den Speisepilzen hinterlässt und so die Gefahr der Vergiftung verursacht.
Foto: Patrick Pleul/dpa