Berlin im Corona-Modus - Überblick
Berlin im Zeichen des Coronavirus - Bisher keine Ausgangssperre
Coronavirus - Berlin, Foto: Paul Zinken/dpa
Berlin hat das öffentliche Leben im Zuge der Coronavirus-Krise weitgehend heruntergefahren - Kneipen, Clubs und Sportstätten sind dicht, viele Schulen und Kitas auch. Ausgangssperren wie in Spanien oder Italien soll es aber zunächst nicht geben. «In Berlin funktionieren die Strukturen zur Bewältigung der Krise», betonte Innensenator Andreas Geisel (SPD) am Montag im Innenausschuss. Angespannt wirkt die Lage in der Hauptstadt dennoch.
Ein Überblick:
FÄLLE: Zwei Wochen nach der ersten registrierten Coronavirus-Infektion in Berlin sind 332 Fälle bestätigt. Am Sonntagabend waren es noch 283 Fälle. 188 der aktuell infizierten Menschen sind männlich und 144 weiblich. 20 Menschen liegen im Krankenhaus, 3 davon auf der Intensivstation. Alle anderen Personen sind zu Hause in Quarantäne. In Berlin gibt es laut Senat etwa 2000 Betten in den Intensivstationen der Krankenhäuser und mehr als 1000 Beatmungsgeräte.
SCHULEN: Wegen der Schulschließungen verschieben sich einige Prüfungen für den Mittleren Schulabschluss, wie Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) im rbb-Inforadio sagte. Die für den 21. April geplanten Prüfungen in Deutsch, Mathematik und der ersten Fremdsprache würden um zweieinhalb Wochen verschoben. «Die Abiturprüfungen laufen weiter wie geplant.» Ein entsprechendes Info-Schreiben gehe am Montag an die Schulen raus, auch die Eltern sollen informiert werden.
Ab Dienstag sind berlinweit alle allgemeinbildenden Schulen geschlossen. Die Oberstufenzentren haben bereits am Montag dichtgemacht.
Auch die Kitas sollen ab Dienstag schließen. Es seien Schreiben an alle Träger und auch an die Eltern von Kita-Kindern gegangen, unter anderem mit Informationen zur Notbetreuung, so die Senatorin. Dieses Angebot kann von Eltern genutzt werden, die «in systemrelevanten» Berufen arbeiten und keine andere Möglichkeit der Betreuung haben. Dazu zählen etwa Ärzte, Polizisten, Feuerwehrleute und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen.
WEITERE VERBOTE? Im Kampf gegen das Coronavirus planen Bund und Länder massive Einschränkungen im Alltagsleben. So sollen Restaurants und Speisegaststätten frühestens ab 6.00 Uhr öffnen dürfen und müssen spätestens um 18.00 Uhr schließen.
Staatssekretär Torsten Akmann (SPD) sagte zu einem möglichen Katastrophenschutzalarm in Berlin, man wolle damit nicht leichtfertig umgehen. «Wir leben ja eigentlich alle in einem schlechten Film. Und dann wären wir in einer amtlich festgestellten Katastrophe und das macht man nicht leichtfertig.»
Eingeschränkt wird aber das Demonstrationsrecht. Der Senat will an diesem Dienstag eine Rechtsverordnung beschließen, nach der Demonstrationen und Kundgebungen mit mehr als 50 Teilnehmern bis zum 19. April verboten werden.
KULTUR: Die Staatsoper Unter den Linden streicht ihre Proben. Der für diesen Mittwoch geplante Livestream der Premiere von Mozarts Oper «Idomeneo» unter der musikalischen Leitung von Simon Rattle müsse wegen der aktuellen Entwicklungen vorerst abgesagt werden. Von diesem Dienstag an biete die Staatsoper ein kostenloses Online-Programm auf ihrer Website an. Der Spielplan werde noch bekannt gegeben.
Coronavirus - Berlin, Foto: Christoph Soeder/dpa
POLITIK: Der Termin für den SPD-Landesparteitag im Mai erscheint zunehmend unrealistisch. Eine Entscheidung darüber sei noch nicht gefallen, sagte Landesgeschäftsführerin Anett Seltz am Montag. «Aber wir gehen davon aus, dass er verschoben wird.» Zu ihrem Landesparteitag wollte sich die Berliner SPD am 16. Mai treffen.
Bereits am Donnerstag haben die Berliner Grünen ihren ursprünglich für den 28. März geplanten Parteitag abgesagt. Auch die Linke in Berlin sagt ihren Landesparteitag ab. Er war für den 16. Mai geplant und soll voraussichtlich auf den 22. August verschoben werden, teilte Parteisprecherin Diana Buhe mit. Die Berliner FPD will nach Angaben eines Sprechers voraussichtlich kommende Woche entscheiden, ob der Parteitag wie vorgesehen am 24./25. April stattfinden soll.
POLIZEI: Die Zahl der Infizierten und Betroffenen ist auch bei Polizei und Feuerwehr weiter gestiegen. Bei der Polizei gebe es inzwischen sieben infizierte Beamte, weitere 95 seien in Quarantäne, sagte Akmann. Zudem seien 202 Polizisten auf Anordnung des Amtsarztes vorsorglich in Quarantäne, außerdem gebe es drei Rückkehrer aus Risikogebieten. Insgesamt betroffen seien 307 Polizisten und Polizeiangestellte.
Bei der Feuerwehr gebe es einen Fall, 31 Menschen seien in Quarantäne und ein weiterer Mitarbeiter der Feuerwehr in vorsorglicher Quarantäne. Zudem gebe es sechs Menschen, die aus Risikogebieten zurückkamen. Insgesamt seien 39 Menschen bei der Feuerwehr betroffen. Akmann sagte: «Die Gesundheitslage ist längst eine Sicherheitslage.»
KRANKENHÄUSER: Um mehr Platz für Patienten mit Covid-19 zu schaffen, verschieben die Krankenhäuser planbare Operationen und bauen ihre Beatmungskapazitäten aus, wie die Berliner Krankenhausgesellschaft auf Anfrage mitteilte. In Berlin gebe es derzeit 1045 Beatmungsgeräte an Intensivbetten und weitere Geräte in Notaufnahmen. Die durchschnittliche Auslastung im Normalbetrieb liege bei 80 Prozent. Weitere Beatmungsgeräte würden gekauft. Eine Zahl wurden nicht genannt.
BLUT: Die Schließung von Schulen, Kitas und anderen Einrichtungen sorgt bei den Blutspendediensten des Deutschen Roten Kreuzes für weniger Spendemöglichkeiten. Die Sprecherin für Berlin und Brandenburg, Kerstin Schweiger, appellierte an die Menschen: Wer geeignete Räume kennt, solle sich bitte melden. Auch die Zahl der Spender sei rückläufig. Neben dem Virus spielten hier aber auch die Grippe und Urlaubsreisen eine Rolle.
VERKEHR: Für die Regionalzüge in Berlin und Brandenburg wird ein Notfahrplan vorbereitet. Das teilten die Länder und der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg mit. Wann er in Kraft gesetzt wird, ist aber noch offen. Der Verkehr laufe bis auf Weiteres wie geplant, hieß es. Nur von und nach Polen fahren keine Züge mehr. «Sollte es zu weiteren Einschränkungen kommen, werden wir zeitnah darüber informieren», sicherte der Verbund zu.
In U- und S-Bahnen waren im Berufsverkehr am Montagmorgen bereits deutlich weniger Menschen als sonst unterwegs. Viele achteten darauf, Sitze zwischen sich frei zu lassen und sich auch am Bahnsteig zu verteilen. Mehr Menschen als noch vor einigen Tagen hatten einen Schal bis über die Nase gezogen oder waren mit Mundschutz unterwegs.
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) rechnen mit spürbar sinkenden Fahrgastzahlen, wie Sprecherin Petra Nelken sagte. «Bis jetzt fahren wir aber ohne Einschränkungen nach dem ganz normalen Fahrplan.» Wie sich die Situation weiterentwickele, etwa wenn in den nächsten Tagen sämtliche Berliner Schulen geschlossen seien, bleibe abzuwarten.
Fahrscheinkontrollen gebe es weiterhin. Gereinigt würden die Fahrzeuge allerdings häufiger als vor der Coronakrise. «Gereinigt, nicht desinfiziert», erklärt Nelken. «Desinfizieren gibt es bei uns nicht.»
Und die Taxibranche? Leidet eigenen Angaben zufolge massiv. Es gebe Umsatzeinbrüche von bis zu 80 Prozent, teilte der Geschäftsführer von Taxi Berlin, Hermann Waldner, mit. Nun bieten Taxifahrer einen Einkaufsservice für Senioren und Menschen an. Schwere Dinge wie Wasser, H-Milch oder Säfte, würden ins Haus geliefert. Bezahlen müsse man die Taxifahrt und den Preis für die Waren. Aufpreise fürs Einkaufen gebe es nicht. Auch andere kleine Besorgungen, wie der Weg zur Apotheke, könnten Fahrer übernehmen.
Coronavirus - Berlin, Foto: Jörg Carstensen/dpa
BILDUNG: Das Goethe-Institut stellt seine Präsenzkurse in Deutschland ein. Die Angebote werden von Mittwoch (18.) an bis zunächst 19. April als Kurse online gestellt, wie das Institut mitteilte. Im Ausland sind rund 90 von 157 Instituten für den Besucherverkehr geschlossen. Auch dort werden Sprachkurse und Kulturangebote teilweise digital zur Verfügung gestellt. Die zwölf Goethe-Institute in Deutschland schränkten am Montag den Publikumsverkehr ein.
KINDER: Nach den Kitas sollen auch die Kindertagespflegestellen schließen. Das kündigte die Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Montag an. Angesichts der Corona-Pandemie wolle der Senat die Maßnahme bei seiner Sitzung am Dienstag beschließen. Die Tagespflegestellen, in den die Kinder von Tagesmüttern betreut werden, sollen ab Mittwoch schließen. In Berlin werden rund 5700 Kinder in Kindertagespflegestellen betreut.
FUßBALL: Der Berliner Fußballverband hat nach dem Senatsbeschluss, den Sportbetrieb bis 19. April einzustellen, den Spielbetrieb auf Verbandsebene bis dahin auch offiziell abgesagt. Das teilte der BFV am Montag mit. «Damit reagiert der BFV auf die Auswirkungen des Coronavirus und die damit verbundenen politischen Entscheidungen des vergangenen Wochenendes», erklärte der Verband. Ebenfalls nicht stattfinden werden bis zum 19. April zum Beispiel Weiterbildungsmaßnahmen, Lehrgänge oder Tagungen.
THEATER: Der Kampf gegen die Verbreitung des Coronavirus bringt die nächste Absage einer hochkarätigen Kulturveranstaltung. Das vom 1. bis 17. Mai geplante 57. Berliner Theatertreffen findet nicht statt, wie die Berliner Festspiele als Veranstalter am Montag mitteilten. Betroffen ist auch das 41. Theatertreffen der Jugend (22. bis 30. Mai). «Wir bedauern diese Absagen sehr und danken für das Verständnis für diese unumgängliche Entscheidung», hieß es.
MUSIKER: Die Deutsche Orchester-Stiftung ruft zu Spenden auf, um freischaffenden Musikern nach Konzertabsagen in Folge des Coronavirus zu helfen. «Die Lage der freiberuflichen Musikerinnen und Musiker ist dramatisch», sagte der Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung, Gerald Mertens, am Montag. Betroffene könnten weder auftreten noch unterrichten. Der Deutsche Musikrat forderte ein auf sechs Monate befristetes Grundeinkommen in Höhe von 1000 Euro für Betroffene. Bei den niedrigen Einkommen von freiberuflichen Musikern sei «kein Spielraum für Rücklagen gegeben», betonte Generalsekretär Christian Höppner. (16.03.2020, dpa)
Coronavirus - Gesundheitsministerkonferenz, Foto: Kay Nietfeld/dpa
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