15. Juli 2025 – dpa

Eichenprozessionsspinner sorgt für Einschränkungen

Der Eichenprozessionsspinner legt Spiel- und Sportplätze in Berlin lahm...

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Eichenprozessionsspinner, Foto: IMAGO/Nikito

Das Training fällt aus und Spielplätze sind gesperrt: Der Eichenprozessionsspinner sorgt für Einschränkungen. Die Reaktionen der Bezirke reichen von punktuellen Absperrungen bis hin zu monatelangen Schließungen ganzer Anlagen, wie Mitarbeiter in den Bezirksämtern berichten. Ein Konzept für die ganze Stadt gibt es bisher nicht.

Sperrungen: Von tageweise bis wochenlang

Während einige Bezirke wie Friedrichshain-Kreuzberg, Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick bislang keine vollständigen Sperrungen vornehmen mussten, sahen sich andere gezwungen, ganze Anlagen zu schließen. In Steglitz-Zehlendorf wurden seit Mai 2024 sieben Spielplätze für jeweils rund 24 Stunden gesperrt, wie eine Mitarbeiterin des Grünflächenamtes mitteilte.

In Charlottenburg-Wilmersdorf waren sechs Sportanlagen betroffen, teils über mehrere Wochen. Trainings konnten nicht wie geplant stattfinden, da Ersatzflächen fehlten. In Treptow-Köpenick musste ein Schulsportfest umorganisiert werden. In Lichtenberg wurden ein Sportplatz für wenige Tage und ein Bolzplatz für etwa drei Wochen gesperrt. Bei 15 Spielplätzen mussten Teile für jeweils drei bis vier Wochen gesperrt werden.

Befallener Baum vor Sporthalle - Halle elf Tage dicht

In Neukölln waren fünf Sportplätze und eine Sporthalle nicht nutzbar, was den Schul- und Vereinssport beeinträchtigte. Die Halle wurde elf Tage geschlossen, da ein befallener Baum im Eingangsbereich steht. «In der betroffenen Halle musste leider der schulische Sportunterricht abgesagt werden, da keine Alternativen zur Verfügung standen», so der Bezirksamtssprecher. Den betroffenen Vereinen seien Ausweichmöglichkeiten angeboten worden. Bei neun Spielplätzen mussten demnach lediglich einzelne Bereiche abgesperrt werden.

Monatelange Sperrungen in Pankow

Das Sportamt Pankow schloss Ende Juni eine Teilfläche auf einer Sportanlage - voraussichtlich bis Anfang September. Auch bei dem einzigen gesperrten Spielplatz in Pankow dauert die Sperrung relativ lange - acht Wochen.

Treptow-Köpenick setzt auf Eigenverantwortung

In Treptow-Köpenick lässt man die Nutzer hingegen selbst entscheiden, ob sie unter der Einhaltung von Abständen zu betroffenen Bäumen trainieren wollen, hieß es aus dem Bezirksamt. Reinickendorf hat nach den jüngsten Stürmen alle Grünflächen und Spielplätze im Bezirk gesperrt - bis auf weiteres und unabhängig vom Eichenprozessionsspinner.

Eichenprozessionsspinner sind laut Gesundheitsverwaltung für Menschen gesundheitsgefährdend. Die feinen Brennhaare der Raupen enthalten ein Nesselgift, das entzündliche Reaktionen mit Juckreiz und Hautentzündungen, Augenreizungen oder Augenentzündungen auslöst. Das Einatmen der Brennhaare reize auch die Nase, den Hals und die Bronchien. Bei einer entsprechenden Vorbelastung kann es zu Atemnot kommen.

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Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner, Foto: Soeren Stache/dpa

Absaugen wird immer teurer - Engpässe bei Firmen

Die gängigste Maßnahme zur Bekämpfung der Eichenprozessionsspinner ist in Berlin die Absaugung der Nester durch spezialisierte Fachfirmen. Doch bei den Firmen gibt es laut einem Sprecher des Bezirksamtes Neukölln Engpässe, was die teils längeren Sperrungen erklärt.

Einige Bezirke stehen im Austausch miteinander – etwa im Rahmen von Fachausschüssen oder durch bilaterale Absprachen. So plant Charlottenburg-Wilmersdorf eine engere Abstimmung mit Spandau ab Herbst. In Neukölln und auch anderen Bezirken werden laut dem Neuköllner Sprecher Alternativen zum Absaugen erprobt, um dem Eichenprozessionsspinner langfristig besser begegnen zu können. «Der Befall wird stärker und die Absaugung jedes Jahr teurer», erklärte er.

Absaugen kostet pro Baum bis zu vierstellige Summe

Laut der Reinickendorfer Bezirksstadträtin für Umwelt, Julia Schrod-Thiel (CDU) können die Kosten für das Absaugen – abhängig vom Standort des Baumes, dessen Höhe sowie dem Ausmaß des Befalls – im drei- bis vierstelligen Eurobereich pro Baum liegen. «Dies ist auch begründet durch die Entsorgungskosten. Nicht jede Müllverbrennungsanlage nimmt die abgesaugten Raupen mit Flimmerhaaren an», so die Stadträtin.

Gesamtstädtisches Konzept gefordert

«Aus Sicht des Bezirksamtes kann zur wirksamen Eindämmung des Eichenprozessionsspinners lediglich ein gesamtstädtisches Konzept zielführend sein», betont sie. Dies sollte aus ihrer Sicht vor allem dafür sorgen, dass die Zahl qualifizierter Dienstleister für die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners erhöht wird und den Bezirksämtern zusätzliche finanzielle Mittel und personelle Ressourcen bereitgestellt werden. «Auf diese Weise kann berlinweit eine effektivere Bekämpfung erfolgen, die dem Gesundheitsschutz der Bevölkerung in angemessener Weise Rechnung trägt», so Schrod-Thiel.

Schädlinge seit 2004 auffällig in Berlin

Laut Berliner Pflanzenschutzamt wurden die Raupen der Eichenprozessionsspinner im Land Berlin erstmalig 2004 auffällig. «Seitdem breiten sie sich im Stadtgebiet von West nach Ost aus, wobei sie 2007 den "Sprung" über die Spree Richtung Treptow-Köpenick machten», heißt es auf den Internetseiten des Amtes.

Seit dem Jahr 2012 werden demnach in allen Berliner Bezirken Raupen, Nester und Falter in unterschiedlicher Stärke beobachtet. Besonders stark betroffen seien von Beginn an Spandau, Steglitz-Zehlendorf, Charlottenburg-Wilmersdorf und Reinickendorf gewesen. Die Bedingungen – Wärme und Trockenheit – seien im Stadtgebiet für die Tiere günstiger als am Stadtrand.

Pflanzenschutzamt zu Eichenprozessionsspinnern... »

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