18. Februar 2021 – dpa
Nach einer Untersuchung des ADAC Berlin-Brandenburg reichen die sogenannten Park-and-Ride-Plätze in der Nähe von Bahnhöfen rund um Berlin nicht aus, um den Pendlerstrom aus dem Umland aufzufangen. Rund 150 000 Pendler aus Brandenburg fuhren 2019 wochentags mit dem Auto zur Arbeit nach Berlin. Es stünden in Brandenburg - und damit inklusive der Tarifzone C - aber insgesamt nur 22 800 solcher offiziellen Parkplätze in Bahnhofsnähe zur Verfügung, teilte der Verkehrsclub am Donnerstag mit. In den Tarifzonen A und B - also in Berlin - seien es noch einmal rund 5000.
Das sei «ein großes Missverhältnis», sagte Vorstandsmitglied Volker Krane. Der Landesverband rechne damit, dass nach der Corona-Pandemie der Pendlerstrom aus Brandenburg nach Berlin wieder zunehme, denn in den vergangenen rund 20 Jahren sei dies bereits der Fall gewesen (Zuwachs um rund 60 Prozent). Von Berlin nach Brandenburg pendelten 2019 demnach 88 274 Menschen.
Für seine Untersuchung nahm der Verkehrsclub neun Anlagen in Brandenburg an verkehrsrechtlich relevanten Stellen unter die Lupe - landesweit gebe es rund 120 Plätze. Fast alle Parkplätze waren bei den Besichtigungen im Mai und November vergangenen Jahres «am Anschlag», sagte Verkehrsexperte Matthias Regner - «und das in der Corona-Zeit». Teilweise seien Wege wild zugeparkt gewesen.
Hinzu kämen Mängel wie unzureichende Beleuchtung, fehlende Frauen- und Behindertenparkplätze sowie keine Hinweisschilder. Gewinner der begutachteten Plätze sei Hoppegarten im Osten von Berlin. Die Anlage punkte trotz hoher Auslastung aufgrund ihrer Infrastruktur, der optimalen Beschilderung und der guten Erreichbarkeit der Gleise. Als Verlierer kürte der Verband Griebnitzsee im Südwesten der Hauptstadt. Bei der Barrierefreiheit falle die Anlage komplett durch.
Fazit der Untersuchung: Die Länder Berlin und Brandenburg müssten innerhalb von zwei Jahren das bestehende Angebot verdoppeln und Anlagen renovieren - insbesondere mit Blick auf große Baustellen wie am Dreieck Funkturm.
Eine Befragung unter 540 Mitgliedern des Verbandes hat ergeben, dass rund die Hälfte den öffentlichen Nahverkehr mehr nutzen würde, wenn es mehr Parkplätze in Bahnhofsnähe gebe. Zwei Drittel würden umsteigen, wenn es mehr Verbindungen gäbe. «Sie wollen einfach, praktisch und sicher ans Ziel ihrer Reise kommen», so Krane. Egal, ob sie dafür das Auto bis zum Schluss der Reise nutzten oder umstiegen. Wichtig sei auch die Taktung. «Wir sehen in der stiefmütterlichen Behandlung der Park-and-Ride-Angebote eine fatale verkehrspolitische Fehlsteuerung und fordern die Politik zum Handeln auf», so Krane.
«Der Mangel an Park&Ride-Plätzen für Pendler aus Brandenburg führt überall am Stadtrand Berlins zu erheblichen Problemen durch das ungeregelte Abstellen von Autos», so Henner Schmidt, infrastrukturpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus. Es sei dringend nötig, vor der Stadt in Brandenburg deutlich mehr Parkplätze zu schaffen. Außerdem müssten Verbindungen von Tür zu Tür beispielsweise durch Rufbusse geschaffen werden.
Der Berliner Senat setzt in seiner Verkehrsstrategie weniger auf zusätzliche Auto-Parkplätze, sondern mehr auf verbesserte Schienenverbindungen - auch ins Brandenburger Umland - und Fahrrad-Abstellplätze.
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