04. Dezember 2021 – dpa
Trauer um Mirco Nontschew
Trauer um Comedian Mirco Nontschew: «100 Komiker in einem»
Mirco Nontschew, Foto: Britta Pedersen/dpa
Millionen konnten über Mirco Nontschew lachen. Mit seinen Grimassen und Geräuschen war er ein Angstgegner bei Kolleginnen und Kollegen und doch nie ein Alphatier der Comedy-Branche, sondern eher Teamplayer. Im Alter von nur 52 Jahren ist der als Ensemble-Mitgleid von «RTL Samstag Nacht» in den 90er Jahren bekannt gewordene Komiker überraschend in Berlin gestorben. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Samstag. Zuvor hatte «Bild» online unter Berufung auf Nontschews Manager berichtet. Die Todesumstände blieben zunächst unklar.
Fans und Kollegen trauerten am Wochenende um den Comedian, der in den Nullerjahren in Kinokomödien den Zwerg Tschakko mimte - an der Seite von Otto Waalkes oder auch Ralf Schmitz («7 Zwerge – Männer allein im Wald», «7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug»).
Später spielte er auch bei der Klamotte «Otto's Eleven» mit und wirkte zuletzt bei dem von Michael «Bully» Herbig präsentierten Format «LOL – Last One Laughing» des Streamingdienstes Prime Video mit. Bei der Show von Amazon geht es darum, dass Comedy-Promis stundenlang eingeschlossen sind und sich zum Lachen bringen sollen, selbst aber nicht lachen dürfen. Wer zweimal die Miene verzieht, fliegt raus. Sieger ist, wer sich am längsten das Lachen verkneift.
«Du hast die Menschen glücklich gemacht. Wir haben so unendlich viele Lachtränen wegen Dir vergossen», schrieb Bully Herbig bei Instagram. Nun seien die Tränen schmerzhaft. «The show must go on...für Dich Mirco!»
Staffel 3 von Comedyshow «Last One Laughing», Foto: Frank Zauritz/Prime Video /dpa
Erst vor kurzem zeichnete Nontschew, der zweifacher Vater war und zuletzt laut «Bild» in Berlin-Steglitz lebte, an der Seite etwa von Anke Engelke, Carolin Kebekus und Christoph Maria Herbst die neue Staffel auf. Sie sollte bislang Anfang 2022 ausgestrahlt werden. Laut «Bild» will der Streamingdienst die Episoden trotz allem veröffentlichen - vielleicht auch schon früher.
In der am 1. April veröffentlichten ersten «LOL»-Staffel flößte Nontschew seinen Kollegen Respekt ein: «Davor hatten alle Angst. Die Geräuschkulisse von Mirco Nontschew», hieß es damals.
Schließlich flog Nontschew raus, weil er selber der berüchtigten Kinski-Parodie des Kollegen Max Giermann nicht ernst genug widerstehen konnte. «Klaus Kinski ist halt der Mörder», kommentierte Nontschew damals trocken. «Besser kann man's nicht machen.»
Nontschews Entdecker Hugo Egon Balder, der den Comedian als Produzent Anfang der 90er zu «Samstag Nacht» geholt hatte, äußerte seine Trauer bei Instagram: «Ich bin fassungslos, unendlich traurig und jetzt einfach nur stumm.» «Samstag Nacht»-Weggefährten waren zum Beispiel Wigald Boning, Olli Dittrich, Tanja Schumann und Stefan Jürgens. Boning twitterte: «Echte Genies sind rar. Mirco war ein solches, und obendrein ein besonders liebenswertes. Ich bin furchtbar traurig.»
Torsten Sträter, der die erste «LOL»-Staffel, bei der Nontschew auf Platz sechs landete, gewonnen hat, nannte Nontschew bei Twitter ein «Genie der absurden Comedy»: «einzigartig in der Fülle dessen, was er war und konnte». «Dieser Mann war 100 Komiker in einem, eine verrückte Wundertüte des Humors, ein Stern. Es ist so ungerecht.»
Prime Video postete bei Instagram: «Wir trauern um einen großartigen Menschen.» Gedanken und Mitgefühl seien bei Angehörigen und Freunden.
Der Berliner Comedian Mario Barth schrieb über seinen «Freund Mirco», er sei «gelähmt und voller tiefer Trauer»: «Es gibt keine Worte für diesen wahnsinnigen Verlust.»
Die «Bild» hatte am Samstag den Manager und Freund Bertram Riedel zitiert: «Wir bestätigen den Tod unseres Freundes und Familienmitglieds. Die Familie bittet um Rücksichtnahme in dieser schweren Zeit.» Die Polizei in Berlin teilte am Samstag lediglich mit, dass am Freitagnachmittag ein 52 Jahre alter Mann tot in einem Mehrfamilienhaus in Berlin gefunden worden sei. Es wurden demnach Ermittlungen zur Todesursache aufgenommen, es deute aber bislang nichts auf ein Fremdverschulden hin.
Mirco Nontschew, Foto: Patrick Seeger/dpa
Nontschew kam 1969 in Berlin (Ost) auf die Welt. Sein Vater stammte aus Bulgarien. Ende der 80er war der agile Nontschew als Breakdancer und Beatboxer (Geräusche-, vor allem Schlagzeug-Imitator) unterwegs. Balder wurde auf ihn aufmerksam. Ab 1993 setzte «RTL Samstag Nacht» mit albernen Sketchen («Kentucky schreit Ficken» und so weiter) neue Maßstäbe im Fernsehen.
2001 erhielt Nontschew bei Sat.1 seine eigene Sendung «Mircomania», die jedoch kein sehr großer Erfolg war. Später war er in der gruppengetriebenen Improvisationscomedy «Frei Schnauze» bei RTL dabei, danach auch im Sat.1-Comedy-Format «Die dreisten Drei».
2010 erzählte Nontschew der Deutschen Presse-Agentur, er habe sich einst erst daran gewöhnen müssen, auf der Straße erkannt zu werden. «Das war damals wirklich neu für mich und manchmal sehr anstrengend. Diese Anonymität, die mir verloren gegangen ist, hätte ich gerne manchmal wieder», so Nontschew damals.
Von den Internetmöglichkeiten in Sachen Freundschaft hielt er nicht viel. Er «gehöre zu der Generation, die gerne mal Leute anruft oder trifft», betonte er damals. «Ich habe auch nicht 20 000 Freunde, sondern ich habe drei. Und das reicht mir auch.»