12. November 2025 – 105'5 Spreeradio
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Umlage für Ausbildungsplätze
Der Senat möchte mit der Ausbildungsplatzumlage für mehr Ausbildungsplätze in Berlin sorgen...
Foto: Kzenon - stock.adobe.com
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12.11.2025
Umlage für Ausbildungsplätze (1)
Der Senat möchte mit der Ausbildungsplatzumlage für mehr Ausbildungsplätze in Berlin sorgen...
Foto: Sebastian Gollnow/dpa
12.11.2025
Umlage für Ausbildungsplätze (2)
Der Senat möchte mit der Ausbildungsplatzumlage für mehr Ausbildungsplätze in Berlin sorgen...
Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Wozu soll die Ausbildungsplatzumlage gut sein?
Berlins Arbeits- und Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) will mit Hilfe einer für alle Arbeitgeber verpflichtenden Umlage mehr Ausbildungsplätze schaffen. Aus der Wirtschaft gibt es viel Kritik daran. Nun will sich das Abgeordnetenhaus mit dem entsprechenden Gesetzentwurf beschäftigen. Das dürfte einige Monate dauern. Aber das Gesetz soll ohnehin nicht schnell in Kraft treten.
Was ist das Problem?
Nach Angaben der Arbeits- und Sozialverwaltung bildet nur gut ein Zehntel der Betriebe in Berlin (10,9 Prozent) aus. 2024 gab es nach offizieller Statistik nur 72 Ausbildungsplätze auf 100 Bewerber. Jedes Jahr gehen zahlreiche Jugendliche leer aus. Woran das liegt, ist umstritten.
Was hat die Arbeitssenatorin vor?
Die Zahl der Ausbildungsplätze soll steigen und Ausbilden aus diesem Grund belohnt werden - und zwar mit Geld. Dazu dient eine sogenannte Ausbildungsplatzumlage. CDU und SPD haben sich darauf grundsätzlich schon 2023 in ihrem Koalitionsvertrag verständigt.
Wie soll das funktionieren?
Die Arbeitgeber in Berlin sollen in einen Topf für die Umlage einzahlen - egal, ob sie selbst ausbilden oder nicht. Betriebe, die ausbilden, sollen dann aber für jeden Azubi einen auf jedes Ausbildungsjahr festgelegten Pauschalbetrag wieder rausbekommen, und zwar mehr, als sie eingezahlt haben. Wer ausbildet, profitiert davon also finanziell.
Müssen sich alle Arbeitgeber beteiligen?
Grundsätzlich ja, es soll aber einige Ausnahmen unter anderem für kleine Firmen geben. Die sogenannte Bagatellgrenze, die dabei gelten soll, muss noch festgelegt werden. Die Arbeits- und Sozialverwaltung geht davon aus, dass rund 95.000 Betriebe in den Fonds einzahlen müssen.
Ist schon sicher, dass die Umlage kommt?
Nein. Das steht noch nicht fest. Die Umlage soll erst eingeführt werden, wenn Ende des Jahres nicht mindestens 2.000 zusätzliche Ausbildungsplätze im Vergleich zu Ende 2023 geschaffen wurden. Damals gab es 32.853, es müssten dann also 34.853 sein. Es gilt allerdings als unwahrscheinlich, dass das klappt.
Was passiert, wenn die Zahl nicht erreicht wird?
Vorgesehen ist, dass das Abgeordnetenhaus dann im ersten Quartal 2026 weiter über das Gesetz berät und es mit der zweiten Lesung beschließt. Aber auch dann kommt die Umlage noch nicht: Sie soll erst ab Anfang 2028 erhoben werden. Noch steht auch nicht fest, wie hoch sie dann sein wird.
Wie sieht die Berliner Wirtschaft die Pläne?
Von den Wirtschaftsverbänden gibt es anhaltende laute Kritik. Die Industrie- und Handelskammer beispielsweise hat mehrfach gewarnt, mit der Umlage ließen sich keine zusätzlichen Ausbildungsplätze schaffen. Stattdessen werde den Betrieben unnötiger bürokratischer Aufwand zugemutet - und das Leben schwer gemacht.
Ist sich die Regierungskoalition bei dem Thema einig?
Im Gegenteil. In der CDU gibt es erhebliche Vorbehalte. Auch Berlins CDU-Landeschef und Regierender Bürgermeister Kai Wegner hat sich noch im April ungewöhnlich deutlich geäußert: «Es ist jetzt der falsche Zeitpunkt, eine Ausbildungsabgabe vorzubereiten, die die Unternehmen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zusätzlich belastet», warnte er damals.
Kann die Ausbildungsplatzumlage die Koalition sprengen?
Kaum ein anderes Thema ist zwischen CDU und SPD so umstritten. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Raed Saleh hatte Wegner im April deshalb auch sofort zurechtgewiesen und Verlässlichkeit verlangt. Der CDU sitzen allerdings auch die Wirtschaftsverbände im Nacken. Die weiteren Diskussionen über das Thema dürften deshalb schwierig bleiben.
Allerdings ist im September 2026 Abgeordnetenhauswahl - falls die Umlage kommt, regiert womöglich längst eine andere Koalition, die Entscheidungen auch wieder revidieren lassen könnte. (dpa)
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