27. Februar 2021 – dpa

Berliner Corona-ABC

Die Corona-Krise in Berlin - ein ABC...

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Coronavirus - Berlin, Foto: Christoph Soeder/dpa

Seit dem ersten nachgewiesenen Corona-Fall in Berlin Anfang März 2020 hat sich das Leben in der Hauptstadt tiefgreifend verändert. Zuvor nicht gekannte Beschränkungen und Regeln gelten - auch wenn sich nicht immer jeder dran hält. Auch Worte und Begriffe dominieren den Alltag, die vor einem Jahr keine Bedeutung hatten und kaum präsent waren.

A wie Abstand: 1,5 Meter lautet die goldene Regel. Sie soll dafür sorgen, dass sich das Virus nicht so ohne weiteres überträgt. In manchem Supermarkt oder der vollen U-Bahn indes ist die Einhaltung des Mindestabstands eher ein frommer Wunsch.

B wie Beherbergungsverbot: Zeitweise durften Berliner nicht in Brandenburger Unterkünften oder an der Ostsee übernachten, weil die Hauptstadt als Corona-Hotspot galt. Seit November sind touristische Übernachtungen bundesweit untersagt. Viele Berliner und Brandenburger haben Urlaubspläne. Doch wann die sich umsetzen lassen, ist offen.

C wie Coronavirus: In Berlin wurde erstmals am 1. März 2020 eine Infektion mit dem Coronavirus nachgewiesen - bei einem Patienten, dessen Symptomen nicht gleich darauf hindeuteten. Der Amtsarzt von Mitte war sich da schon sicher: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis weitere Fälle entdeckt werden. In Brandenburg war das bereits einen Tag später, am 2. März, der Fall. Was eine Pandemie mit sich bringt, war damals den wenigsten bewusst.

D wie Durchhalten: Wird immer mehr zum Mantra der Politik im Lockdown. Durchhalten, damit wir Weihnachten feiern können. Durchhalten, damit wir Fortschritte nicht gefährden. Durchhalten, damit wir die Folgen der Virus-Mutation besser kennenlernen. Und weiter? «Wir sind jetzt an dem Punkt, wo wir nicht die Nerven verlieren dürfen, damit wir auch noch gut durch den März kommen», sagte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) jüngst.

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Michael Müller (SPD), Berlins Regierender Bürgermeister, Foto: Christophe Gateau/dpa

E wie Einreiseregeln: Corona-Tests, häusliche Quarantäne bei Rückkehr aus Risikogebieten. Wen es ins Ausland zieht, muss die Folgen bei der Rückkehr bedenken. Und die können schnell zum Problem werden.

F wie FFP2-Maske: Erst kaum verfügbar, dann unverschämt teuer, jetzt Massenware und verpflichtend etwa in ÖPNV oder Geschäften - FFP2- und OP-Masken gehören inzwischen zur Standardausrüstung, weil sie besser schützen als Alltagsmasken. Laut Gesundheitsverwaltung stellte der Senat 4,3 Millionen OP- und FFP2-Masken zur Verfügung für Schulen, Kitas, medizinisches Personal und Bürger mit wenig Geld.

G wie Gesundheitsämter: Sie fanden sich plötzlich im Auge des Sturms wieder. Je besser sie Kontakte nachverfolgen können, desto besser ist die Pandemie unter Kontrolle. Soldaten helfen bei der Kontaktnachverfolgung mit. In Spandau waren Ende Januar 20 im Einsatz, in Mitte 30, in Tempelhof-Schöneberg 46.

H wie Homeoffice: Soll Kontakte vermeiden helfen und ist eine ganz neue Erfahrung für viele Beschäftigte. Seit Ende Januar gilt für Unternehmen sogar eine Pflicht, dies den Beschäftigten anzubieten, so lange nicht zwingende Gründe entgegenstehen. Das zuständige Landesamt kontrollierte das - und forderte bisher in 63 Fällen Verbesserungen.

I wie Impfen: Dass diverse Unternehmen so schnell Corona-Impfstoffe entwickelt haben, darf als historische Leistung gelten. Keine Meisterleistung war der Bestellprozess der EU. Folge: Noch ist Impfstoff ein knappes Gut. Immerhin: In Berlin haben mittlerweile fünf von sechs geplanten Impfzentren geöffnet.

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Coronavirus - Berlin - Viertes Impfzentrum in Betrieb, Foto: Kay Nietfeld/dpa-pool/dpa

J wie Jogginghose: im Corona-Alltag groß in Mode. Berliner müssen sich da nicht groß umgewöhnen, da gehört sie eh zum Straßenbild. Laut dem Experten Carl Tillessen vom Deutschen Mode-Institut bleibt die Jogginghose noch lange angesagt: «Wir haben ein Jahr lang die pflegeleichteste und bequemste Kleidung, die es auf dem Markt gibt, getragen, und das werden wir auch nicht wieder aufgeben.»

K wie Kontaktbeschränkungen: Galten schon im ersten Lockdown im Frühjahr, ehe es im Sommer lockerer zuging. Im Herbst und Winter wurde es wieder einsamer. Aktuell gilt: Jede Person ist angehalten, die eigene Wohnung nur aus triftigen Gründen zu verlassen. Im Freien darf man neben Angehörigen des eigenen Haushalt eine weitere Person treffen, Alleinerziehende dürfen ihr Kinder mitbringen.

L wie Lockdown: Der seit 16. Dezember bundesweit geltende harte Lockdown mit vielen geschlossenen Geschäften, Schulen und Notbetrieb in Kitas ist schon der zweite in der Corona-Krise. Gaststätten sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen sind schon seit Anfang November 2020 dicht. Wie es weitergeht, ist unklar. Immerhin begann am Montag (22. Februar) die schrittweise Schulöffnung. Friseure dürfen ab 1. März wieder loslegen.

M wie Mutanten: Mutanten kannte man früher aus Science-Fiction-Filmen, drohen aber jetzt die Eindämmung der Pandemie zu erschweren. Besonders gefürchtet: Die zuerst in Großbritannien entdeckte Variante B.1.1.7, die in Berlin erstmals am 8. Januar 2021 nachgewiesen wurde. 20 Tage später dann auch in Brandenburg. Die Ausbreitung der Variante hält trotz Lockdowns an.

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Coronavirus - Berlin, Foto: Christoph Soeder/dpa

N wie Novemberhilfen: Es brauchte lange, bis die Investitionsbank Berlin (IBB) auf die beim Bund eingegangenen Anträge für die November- und Dezemberhilfen zugreifen konnte. Nun fließen aber nach und nach die Beträge. Insgesamt waren bis Mitte Februar rund 51 000 Anträge eingegangen. Wie groß das aktuell beantragte Fördervolumen ist, blieb jedoch bislang unbekannt. Ein Großteil dieser Summe dürfte nach wie vor nicht ausgezahlt sein.

O wie Operationen: In der der ersten und zweiten Infektionswelle mussten Patienten oftmals auf ihre geplanten Eingriffe warten. OP nur noch in dringlichen Fällen - das war die Devise, um Kapazitäten für Covid-19-Patienten frei zu halten. Die Belegungszahlen der Kliniken gingen deutlich zurück. Die Berliner Krankenhausgesellschaft bezifferte die Erlösrückgänge der Krankenhäuser allein im Januar 2021 auf 100 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahresmonat.

P wie Pandemie: Den Begriff nutzten bis vor gut einem Jahr fast nur Wissenschaftler. Eine weltweit grassierende Epidemie - wer hatte das schon im Kopf. Die Folgen sind radikal, für Bürger, Unternehmen, Messen, Veranstaltungen, Kultur, den Sport.

Q wie Quarantäne: Wer ein positives Corona-Testergebnis bekommen hat, muss in Quarantäne und soll sich für 14 Tage zu Hause isolieren. Auch wer engen Kontakt zu einem Infizierten hatte und damit als sogenannte Kontaktperson der Kategorie I gilt, ist dazu verpflichtet. Wenn keine Symptome mehr vorliegen und ein Corona-Test negativ war, kann die Quarantäne frühestens nach zehn Tagen beendet werden. Wer aus einem Risikogebiet im Ausland kommt, muss sich ebenfalls selbst isolieren.

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Coronavirus - Berlin, Foto: Annette Riedl/dpa

R wie Robert Koch-Institut: Die Gesundheitsbehörde spielt eine zentrale Rolle im Kampf gegen das Coronavirus. Auf ein Gebäude des RKI wurde im Oktober in Berlin ein Brandanschlag verübt. Die Ermittlungen durch ein Fachkommissariat des Polizeilichen Staatsschutzes im Landeskriminalamt dauern laut Polizei noch an.

S wie Sieben-Tage-Inzidenz: Seit dem Sommer in aller Munde. Sie zeigt, wie viele Menschen von 100 000 sich in sieben Tagen infiziert haben. Die entsprechende Ampel zeigt im Berliner Lagebericht seit dem 30. September 2020 Rot. Auf Gelb umspringen würde sie erst bei einem Wert von 30, ab 20 auf Grün. Als Orientierungswert für Lockerungen gilt inzwischen bundesweit die 35.

T wie Tests: Wurden lange Zeit nur bei Verdacht auf eine Infektion gemacht, dann von geschäftstüchtigen Berlinern an Orten wie dem Kitkat-Club für viel Geld angeboten. Nun sollen neuartige Antigen-Schnelltests in Pflege, Krankenhäusern, Schulen und Kitas massenhaft eingesetzt werden. Und bald auch in Apotheken oder Testzentren für jedermann kostenlos verfügbar sein.

U wie Unternehmensinsolvenzen: Die befürchtete Pleitewelle in der Corona-Krise ist zunächst ausgeblieben. Wegen der Pandemie hatte die Bundesregierung die Meldepflichten von März bis September 2020 außer Kraft gesetzt. Deshalb gab es bis zum Herbst sogar weniger Insolvenzanträge als im Vorjahr. Für pandemiebedingt überschuldete Firmen bleibt die Pflicht zum Stellen einen Insolvenzantrags bis Ende April ausgesetzt - vor allem weil sich die Auszahlung der staatlichen Corona-Hilfen verzögert hat.

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Coronavirus - Berlin, Foto: Wolfgang Kumm/dpa

V wie Virologen: Die Pandemie katapultierte den Corona-Experten Christian Drosten von der Charité und seine Kolleginnen und Kollegen ins Rampenlicht. Sie erklärten, was los ist: Wie sich das neue Virus verbreitet, was man dagegen tun kann und wie die Pandemie irgendwann enden könnte. In ihrer Rolle als Berater der Politik bekommen sie aber auch viel Kritik und Hass ab. Einige Virologen äußern sich mittlerweile kaum noch öffentlich.

W wie Wechselunterricht: Soll dabei helfen, als Alternative zum Homeschooling wieder Schule in der Schule zu ermöglichen. Die Idee: Eine Klasse wird geteilt, die eine Hälfte lernt in der Schule, die andere angeleitet durch die Lehrer zu Hause. Das kann tage- oder wochenweise wechseln.

X wie Xenophobie: Menschen mit asiatischem Aussehen waren 2020 zu Beginn der Pandemie als vermeintliches Infektionsrisiko Anfeindungen ausgesetzt - auch wenn sie China noch nie betreten hatten.

Y wie Yoga: Yoga-Kurse wurden während des ersten Lockdowns genauso verboten wie Besuche im Fitness-Studio. Aber Yoga wurde gleichzeitig für viele zur letzten Chance auf etwas Bewegung nach stundenlanger Arbeit im Homeoffice - mit oder ohne Yoga-Trainer aus dem Youtube-Video.

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Coronavirus - Berlin, Foto: Dorothée Barth/dpa

Z wie Zuhause: Hat für viele Menschen eine ganz neue Bedeutung gewonnen. Zum einen ist der Arbeitsort im Homeoffice nur eine Türe neben Schlaf- oder Wohnzimmer. Die Grenze zwischen privatem Rückzugsort und Arbeit verschwimmt. Zum anderen hübschen viele ihr Zuhause, dass sie nur aus triftigem Grund verlassen sollen, in Corona-Zeiten auf. Und wer zu Hause bleibt, verreist nicht: Wegen der Corona-Krise sind die Touristenzahlen in Berlin im vergangenen Jahr eingebrochen. Rund 4,95 Millionen Gäste kamen 2020 laut Amt für Statistik Berlin-Brandenburg in die Hauptstadt und damit so viele wie zuletzt im Jahr 2001.

Corona-Infos für Berlin: www.berlin.de/corona
Infektionsschutzverordnung: www.berlin.de/corona/massnahmen/verordnung
Corona-Lage in Berlin: www.berlin.de/corona/lagebericht/desktop/corona.html

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Coronavirus_Lockdown, Foto: Kira Hofmann/dpa-Zentralbild/dpa

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