In der Debatte über Lockerungen in der Corona-Krise dringt Berlins Gesundheitssenatorin auf behutsame erste Schritte. Auch wenn der Anstieg der Fallzahlen abgebremst worden sei, sei man «mitnichten über den Berg», sagte die SPD-Politikerin Dilek Kalayci am Montag im Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses. Da bisher eine geringe Durchseuchung der Bevölkerung angenommen werde, könnten Lockerungen schnell wieder zu einer starken Ausbreitung des Virus führen. Am Dienstag sollen in der Senatssitzung konkrete Beschlüsse gefasst werden.
Im Vergleich zum Bundesschnitt steht Berlin laut Kalayci bisher in vielen Punkten besser da: Die Quote der gestorbenen Infizierten etwa liege in der Hauptstadt derzeit bei 1,8 Prozent, während im Bundesschnitt 3,1 Prozent der erfassten Corona-Patienten stürben. Dies liege aber auch daran, dass sich in der Hauptstadt zunächst vor allem jüngere Menschen infizierten. Es kämen inzwischen aber immer mehr Ältere hinzu. Die Reproduktionszahl liegt Kalayci zufolge in Berlin derzeit bei 0,6 - bundesweit bei 0,8. Das bedeutet, dass ein Infizierter weniger als einen anderen Menschen ansteckt. Wichtig sei, dass diese Zahl langfristig unter 1 bleibe, so die Senatorin.
Das seien erst einmal ganz gute Zahlen, bilanzierte Kalayci, allerdings handle es sich auch um eine Momentaufnahme. Wesentlich sei gewesen, dass Berlin sehr frühzeitig Maßnahmen getroffen habe, wie die Absage der Reisemesse ITB, betonte Kalayci. Sie sehe bei der Eindämmung auch einen Erfolg aller Berlinerinnen und Berliner, die sich größtenteils an die Maßnahmen gehalten hätten. (20.04.2020/dpa)
Coronavirus - Gesundheitsministerkonferenz, Foto: Kay Nietfeld/dpa