Steinmeier besucht Corona-Klinik

Mundschutz statt Alu-Hut - Steinmeier im Corona-Notkrankenhaus

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Bundespräsident Steinmeier besucht Corona-Behandlungszentrum, Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa Pool/dp

Hellgrün oder hellblau. Dass die Farbe eines Bodenbelages etwas Essentielles über den Gesundheitszustand eines Menschen aussagt, das dürfte selten vorkommen in Deutschland. In Halle 26 der Berliner Messe tut sie es. Hellgrün oder hellblau - das steht hier für leicht oder schwer an Corona erkrankt. Für einfacher Patient oder Intensivpatient. Und im Ernstfall auch für Leben oder Tod. Innerhalb eines Monats ist in der Halle ein Reservekrankenhaus mit zunächst einmal 486 Betten für Covid-19-Patienten entstanden, rund 100 davon für Intensivpatienten.

Am Donnerstag kommt der Bundespräsident. Frank-Walter Steinmeier steht vor Bett 097. Die Nummer in schwarzer Schrift ist am Fußende jedes Bettes auf dem Boden angebracht. «Wenn Sie hier wären und Sie würden im blauen Bereich aufwachen, wüssten Sie: Achtung», erklärt ihm Albrecht Broemme. Der langjährige Präsident des Technischen Hilfswerks war Ende vergangenen Jahres in den Ruhestand gegangen und wurde nun Projektleiter für das Krankenhaus. Steinmeier und Broemme kennen sich. «In meinem früheren Leben haben wir uns ja regelmäßig in den Flüchtlingslagern dieser Welt getroffen», sagt Steinmeier und fragt Broemme, ob ihm diese Erfahrungen nun geholfen hätten.

In kürzester Zeit wurde das Projekt geplant, genehmigt und gebaut, was Steinmeier «allergrößten Respekt» abnötigt. In der Halle wurden aus Schnellwänden, wie sie im Messebau verwendet werden, große Abteile errichtet. Im blauen Sektor liegen sich zweimal vier Patienten gegenüber, getrennt durch einen breiten Gang, zwischen den Betten Beatmungsgeräte, Monitore und andere medizinische Apparate.

Noch muss hier niemand behandelt werden, doch für den Bundespräsidenten wird etwas Atmosphäre erzeugt. So laufen auf einem Bildschirm die Kurven für Herzschlag und andere Körperfunktionen in Grün, Rot und Blau von rechts nach links. Begleitet von jenem gleichmäßigen Piepsen, wie man es von Szenen aus Intensivstationen in Fernsehfilmen kennt. «Simulierte Daten» steht auf dem Monitor.

Wenn alles gut läuft, dann werden hier niemals echte Daten auf den Bildschirmen flimmern. Denn das Krankenhaus mit veranschlagten Baukosten von 31 Millionen Euro soll nur genutzt werden, wenn alle regulären Kliniken der Hauptstadt keine freien Betten mehr haben, wenn also die Pandemie aus dem Ruder gelaufen ist. Davon ist Berlin weit entfernt. Laut Senatsverwaltung ist aktuell ein Drittel der rund 1300 Intensivbetten frei. Im Krankenhaus behandelt werden derzeit etwa 350 Infizierte, davon rund 120 auf Intensivstationen.

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Bundespräsident Steinmeier besucht Corona-Behandlungszentrum, Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa Pool/dp

Steinmeier erinnert an die verstörenden Bilder völlig überlasteter Krankenhäuser etwa in Bergamo und New York. «Wir dürfen froh und glücklich sein, dass in deutschen Krankenhäusern bisher keine schwer erkrankten Corona-Patienten abgewiesen werden mussten», sagt er. Dies habe viele Ursachen. «In allererster Linie natürlich hängt das mit der Selbstverantwortung und Selbstdisziplin der Menschen zusammen.»

Dass die Akzeptanz der coronabedingten Beschränkungen inzwischen nachzulassen scheint, dass zum Beispiel Abstandsregeln oft nicht mehr eingehalten werden, sieht Steinmeier kritisch. «Das sorgt mich sehr.» Er habe aber nicht den Eindruck, «dass die Eigenverantwortung schon völlig preisgegeben ist».

Genauso sorgt den Bundespräsidenten, dass die Abneigung gegen die vom Staat verordneten Beschränkungen zunehmend Verschwörungstheoretiker mit kruden Theorien über Herkunft, Wirkung und Folgen des Virus auf den Plan ruft. Nach außen bisweilen durch einen Alu-Hut erkennbar, treten sie gern auch bei den vielen Demonstrationen quer durch die Republik auf, wo neben vielen, um ihre Grundrechte besorgte Bürger auch Impfgegner, Esoteriker und Rechtspopulisten protestieren.

«Demokratie lebt von einer kritischen Öffentlichkeit», sagt Steinmeier dazu. Es sei notwendig, die einmal getroffenen Maßnahmen immer wieder neu zu überprüfen. «Meine Hoffnung ist, dass wir diese Auseinandersetzung mit Vernunft führen, dass wir an Tatsachen und Fakten uns weiterhin orientieren.» Die Debatte sollten nicht jene bestimmen, die mit «realitätsfernen Thesen» unterwegs seien.

Er selbst sei medizinischer Laie, sagt Steinmeier noch. «Trotzdem traue ich mich zu behaupten, dass unter den Gesichtspunkten des Virusschutzes der vielleicht manchmal unbequeme und lästige Mundschutz jedenfalls empfehlenswerter ist als der Alu-Hut.» (14.05.2020/dpa)

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Coronavirus - Gesundheitsministerkonferenz, Foto: Kay Nietfeld/dpa

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